Halt - Stop - Atmen - Schauen - Überdenken

ACHTUNG! PSYCHO-CONTENT - LESEN AUF EIGENE GEFAHR!


Es ist grad so als hätt ich einen Lauf, einen negativen allerdings. Ja, das geht im Prinzip genauso wie beim positiven Lauf. Wenn es einmal läuft, dann läuft es. Dann reiht sich alles nacheinander auf. Wie Dominosteine. Dann passt alles, was daher kommt, ins Bild, verstärkt das Bild und das dazu gehörige Gefühl, das immer schlechter wird.

Es verstärkt sich selbst immer mehr und immer weiter, hält sich am Leben. Maturana und die Luhmannschen autopoietischen Systeme schießen mir durch den Kopf. Systeme nur durch Kommunikation. Ich kommuniziere kaum, oder überwiegend mit mir selbst. Ein System besteht eigentlich aus Mehreren, aber hier gibt es nur mich selbst. Einsamkeit. Ist das auch ein System?

Oder der Vergleich mit einer Schussfahrt beim Skilaufen. Ich kann nicht Skilaufen, aber so stell ich mir das vor. Es geht runter und je länger das dauert, umso mehr Schwung hat man, umso schneller und rasender wird die Fahrt bergab. Was ist, wenn man dann einfach die Stöcke in den Schnee rammt? Die Fahrt wird sicher abgebremst, aber vermutlich überschlägt man sich. Und falls man sich dabei nicht das Genick gebrochen hat, kugelt man danach halt runter, unkontrolliert. Die Schwerkraft ist stärker.

Erstaunlich ist, dass ein positiver Lauf viel einfach aus dem Tritt zu bringen ist als ein negativer. Bei ersterem reichen Kleinigkeiten, bei letzterem sind Kraftanstrengungen nötig. Ein positiver Lauf ist einer nach oben. Klar, die Schwerkraft isses.

Ich hatte so einen kleinen positiven Lauf. Im Juni/Juli war es, glaub ich. Plötzlich gab es wieder einige schöne Dinge in meinem Leben. Da waren auch mehr positive Beiträge hier im Blog. Aber ich weiß nicht, womit ich diesen positiven Lauf gestartet habe, und ebenso wenig was ihn gestoppt hat. Er war plötzlich einfach weg. Ebenso die Kraft, um ihn wieder anzuschieben.
Die WM wirds ja wohl nicht gewesen sein. *lol*
War es das Walken? Seit ich das Wochenende zu den Eltern gefahren bin, war ich nur noch einmal walken. Erst kam die Erkältung dazwischen. Dann konnte ich mich wieder nicht aufraffen, hab mich morgens kaum aus dem Bett quälen können.
Oder "Leute treffen"? Die Zeit war schon noch ein wenig turbulenter, aber auch nicht soooo viel mehr. Ich treff mich auch jetzt ab und an auf ein Gläschen mit ner Bekannten oder den Nachbarn. Oder grad vorgestern noch, Käffchen mit einem der Bloggernachbarn und seiner süßen kleinen Lady, die sich fast 3 Stunden mit Bauklötzen beschäftigt und - neben meiner Person - die Herrschaften vom Nebentisch mit einem Lächeln um den kleinen Finger gewickelt hat. ;-) War sehr schön.

Ja, es gibt die kleinen Momente, die einfach Spaß machen und entspannt sind. Trotzdem ändern sie die Grundstimmung nicht. Gibt es solche Momente bei anderen mehr und häufiger? Oder bin ich nur zu anspruchsvoll?

Es ist etwas grundsätzliches, was mir im Leben fehlt. Das hab ich unter Tränen gestern der Mutter am Telefon gestanden, als sie wieder irgendwie konkret helfen wollte, bzw. als sie wieder betonte, dass sie ja nicht helfen könne und was denn der Psycho meinen würde, ob der mir nicht helfen könne/würde. Ich war kurz davor zu sagen, dass man von dem armen Kerl ja nun auch nicht erwarten könnte, in 9 monaten zu reparieren, was zuvor in 34 Jahren versaut worden ist. Ich habs mir glücklicherweise verkniffen. Es hätte verletzt und wäre nicht gerecht und nicht fair gewesen.
Aber es ist so. Es fehlt ganz grundsätzlich etwas. Mein Leben lang habe ich immer gehofft und gewartet, dass das eigentliche Leben, das schöne Leben losgeht. Die Schule war nicht so besonders toll, bzw. ich hab es gehasst. Ich dachte, im Studium, da wird alles besser, da werd ich der Mensch, der ich sein möchte, sein kann. Da werd ich glücklich. Im Studium dann war es nicht dramatisch schlimm, aber auch irgendwie verloren und seltsam. Da wartete ich auf das wirkliche Leben, das Leben danach. Dann würde alles toll werden. Für eine kurze Zeit, zwei kurze Zeiten, vielleicht drei, war es das auch, insbesondere für einige Wochen im letzten Sommer. Da schien sich für einen klitzekleinen Moment alles zu erfüllen, beruflich und privat, und alles in einem. Da dachte ich für einen kurzen Moment, dass jetzt das Leben beginnen würde, das glückliche Leben, mein Leben.
Aber Pustekuchen. War es nicht.

Ich weiß, die meisten Leser hier werden jetzt sagen, DAS HIER ist das Leben, Dein Leben, es gibt nur das eine, mach es zu Deinem Leben, zu Deinem glücklichen Leben. Scherzkekse! ;-) Weiß ich auch! Ist ja auch wahrlich nicht so als würde ich nix dafür tun. Ich sach nur 45 Bewerbungen.
Es gibt halt nur Dinge, die liegen nicht vollständig und abschließend in meiner Hand. Ich weiß, dass ich das Eine besser aushalten könnte, wenn es wenigstens das Andere gäbe. Aber auf beides hab ich leider nur recht wenig Einfluss, oder kennt hier jemand den Zauberspruch für den "Prinzen auf dem weißen Pferd" (schnickschnack, ich mag Rappen viel lieber!)? Oder den für den Job, der ansatzweise Spaß macht, ein wenig Erfüllung bringt und von dem man dann auch leben kann?

Na egal, jetzt wird es vielleicht zu lächerlich. Ich hör lieber auf.


pappnase, 26. Aug 06
mannomann, was tät ich ihnen gern mal so ne fette kelle persönliches glück an ihre backe werfen, wenn ich nur könnte.
bevor ich aber als scherzkeks abgestempelt werde, da sach ich besser nix weiter...

hace_1, 26. Aug 06
El … la,

Du willst Mauern niederreißen? Geschichte machen?

Dann geh vorwärts, und nicht am Rand lang …

mark793, 26. Aug 06
Ah, klar!
Es ist ja alles so einfach. Die Lösung des Lebensproblems in einem Satz. Der wirklich große Wurf, das muss ich Ihnen schon lassen. Mannomann.

Nur: Manchmal hat man sich halt schon zu lang im Kreis gedreht, um sofort und jederzeit zu wissen, wo "vorwärts" genau liegt. Und ob das eigentlich immer noch die Richtung ist, in die es gehen sollte. Oder ob nicht vielleicht eine grundlegendere Neuorientierung Not tut. Etwa mehr ins Hier und Jetzt als in eine wie auch immer projizierte Zukunft, deren Eintreffen an Variablen hängt, die man selber nur zu einem Teil mitbestimmen kann...

hace_1, 27. Aug 06
Wissen Sie, Herr Mark, nichts ist wirklich einfach! Schon gar nicht das Leben. Kam das so rüber?

Allerdings stimme ich dem Kern Ihrer Aussage zu; so oder ähnlich haben es mir meine Therapeuten auch immer eingetrichtert. Letzten Endes wohl mit Erfolg, auch wenn es ewig lange gedauert hat.

Was ich schrieb, ist nicht die Lösung eines Lebensproblems; und auch nicht der große Wurf. Es ist wahrscheinlich mehr die tiefere Erkenntnis meiner selbst; der Weg aus dem Tal der Tränen, der Blick auf meine Narben.

Und dieses Bewusstsein darüber lässt mich heute auch sagen, dass es Momente in meinem Leben gibt, in denen ich mich einfach nur über die Sonne am Himmel freue; und es mir, verzeihen Sie, scheißegal ist, was jemand denkt wenn ich sage: “Guck mal, Alter, wie geil die Wolken da drüben aussehen …“

mark793, 27. Aug 06
Ach so,
in meinen Ohren - und ohne Kontext drumrum - klang es tatsächlich nach einer wohlfeilen Phrase von Tschakka-Trainern oder Briefkasten-Onkeln.

Was den Satz ja nicht per se falsch macht. Aber wie gesagt, manchmal muss man sich halt überhaupt erst mal wieder frisch einnorden und herausfinden, wo "vorwärts" eigentlich genau liegt.

Das Festhalten an den Momenten mit ganz einfachen Freuden ist auch meine Strategie gewesen, um durch die ganz finsteren Phasen zu kommen. Unfähig, irgendetwas anderes (richtungsweisenderes/strategisch-sinnvolles) anzupacken habe ich mich manchmal einfach in die Sonne gesetzt oder mich aufs Fahrrad geschwungen und den Frust in die Pedale getreten...

du, 27. Aug 06
Leben ohne Job ist wie Auto ohne Strasse - ziemlich holprig.

Sinn? Glueck? Gesellschaften die darauf ausgerichtet sind, sind sehr selten geworden. Profit diktiert was passiert, und dein Job ist leider nicht dabei. Meiner auch nicht. Vielleicht wartet Sinn und Glueck ja ausserhalb der ausgetretenen Wege. In 20 Jahren sitzt unsereiner vielleicht an den Schalthebeln der Macht, und denkt mehr darueber nach den Mitmenschen mit Sinn und Glueck zu versorgen als mit Geld. Es gab und gibt durchaus Kulturen die den halben Tag dafuer reservierten das zum Leben notwendige zu verdienen, und den anderen Tag die Gesellschaft/Gemeinschaft voranzubringen, was meistens mit Sinn und Glueck verbunden ist.

Ach was, Traeumerei, gehen wir los und verdienen Geld, reiben uns in der Konkurrenz solange auf bis die Shareholder statt utopischer 20% Rendite noch utopischere 30% verlangen. Das System kippt sowieso irgendwann um - derweil koennte man ja versuchen den Mitmenschen ein bischen Glueck und Sinn zu bringen, anstatt sich durch knueppelharte Konkurrenz das Leben gegenseitig zur Hölle zu machen.

okavanga, 27. Aug 06
Ella, weil ich mich eigentlich nur dem Herrn Pappnase anschließen kann was die riesen Kelle Glück betrifft und mir weitere Worte dazu fehlen: einfach eine ganz ganz feste Umarmung!!!

ella, 27. Aug 06
Danke - mehr kann ich dazu grad nicht sagen.
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