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Freitag, 18. August 2006
Meet me at the Discounter
Da kann man sich den ganzen Tag oder auch wochenlang sehr einsam fühlen, kaum Kontakt zu Menschen haben, aber geht man einmal in den Discounter hier um die Ecke, dann laufen einem zig Leute über den Weg und man hat ein ganz seltsames Gefühl dabei. Also ich meine, ich habe ein seltsames Gefühl dabei.
Die einen waren die Nachbarn. Ist nicht so, dass man sonst nix voneinander mitkriegen würde, aber so ein paar Tage schlechtes Wetter sind schon spürbar. Da laufen wir uns einfach weniger über den Weg.
Dann der ehemalige Quasi-Kollege aus der großen Stadt um die Ecke, der grad seine neue Stelle, gleich bei mir um die Ecke, angetreten hat. Als ich über den Parkplatz lief, dacht ich noch, könnte ja sein, dass wir uns demnächst hier mal ab und an über den Weg laufen. Wir wollten eh mal nen Kaffee zusammen trinken. Tja, und nu isser grad mal nen paar Tage hier, schon stehen wir in dem Discounter zusammen an der Kasse. Hab ich mich eigentlich drüber gefreut. Aber grad ihm gegenüber hab ich immer ein komisches Gefühl. Der Ex-Chef hat mich damals vor ihm gewarnt. Ich hab damals versucht, das zu vergessen, weg zu schieben, weil wir in dieser Seminar-Gruppe offen und vertrauensvoll miteinander umgehen wollten - sind wir, glaub ich, auch, wenn ich da jetzt nicht allzu naiv bin. Aber ein wenig im Hinterkopf ist es doch manchmal, diese Warnung, und ich hab ihm das nie gesagt, weswegen ich mich immer ein wenig ungut ihm gegenüber fühle.
Tja, und dann war das noch die ehemalige Mitarbeiterin, nicht vom direkten kleinen Team, sondern von den, na, wie nenn ichs denn nun, ohne zu direkt zu werden? Arbeitsbienen? Hm, trifft es schon, aber klingt auch blöd in meinen Ohren. Na ja, anders kann ichs nicht ausdrücken. Erstaunlicherweise hab ich kein Problem, wenn ich jemandem von meinen ehemaligen Mitarbeitern von dem direkten Team begegne. Aber wenn mir jemand von den Arbeitsbienen über den Weg läuft, dann ist es mir peinlich und unangenehm, dann muss ich mich anstrengen, fröhlich und selbstsicher zu wirken und nicht im Boden zu versinken. Warum weiß ich aber nicht so genau. Jedenfalls sind das wieder die Momente, in denen ich mir sage, hey, ich weiß warum ich meist in den etwas teureren Supermarkt gehe. Da kann ich zwar dem einen begegnen, was mich inzwischen nicht mehr komplett aus der Bahn wirft, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keiner der Arbeitsbienen ... und wenn ich dieses Wort schreibe, dann bin ich fast ein ganz klein wenig froh, dass ich diesen Sklaventreiberjob nicht mehr machen muss, aber nur ein klein wenig und nur wegen der Sklaventreiberei - dafür bin ich einfach nicht gemacht.
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