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Dienstag, 5. September 2006
Den Teufel mit dem Belzebub austreiben
Das Heulen will ich loswerden.
Ich soll halt mal nen ganzen Tag ständig und überall heulen.
Sitze heulend beim Frühstück. Genau die Situation, die ich befürchtet habe. Um mich rum fragen alle, ob es mir nicht so gut geht, was los ist, sagen, dass ich einen Gesprächstermin machen soll. Ich kann aber gar nicht sagen warum ich heule. Ich weiß es nicht. Ich fühle es nicht.
Mittwoch, 30. August 2006
Ich bin dann weg
... ob ich zwischendurch ins Netz komme und schreiben kann oder will ... das wird sich zeigen ....
Ahoi bis dahin!
Schreck am Morgen
Der Wecker dudelt schon eine ganze Weile vor sich hin. Das Handy - der zweite Wecker - hat schon mehrmals gebimmelt, doch mit geübtem und zielsicherem Griff wird er immer wieder zum Schweige gebracht.
Wie jeden Morgen döse ich im Halbschlaf, mein Kissen im Arm, träume vor mich hin, rede mit jemandem, der nicht da ist.
Das Bild von gestern zieht an mir vorbei. Fast wären wir zusammen geprallt. Ja, ich hatte es drauf angelegt. Die letzten Wochen, der Gedanke bald lange weg zu sein, ihn nicht zu sehen, nicht sehen zu können, haben mich schon total kirre gemacht. In den letzen Tagen wurde es immer schlimmer. Stundenlang bin ich durch die Gegend. Auf der Lauer. Zunehmend unruhiger. Immer dieses Schild "Letzte Möglichkeit" blinkend vor meinen Augen. Gestern war die allerletzte.
Kein Wort, auch kein Hallo - nachdem ich ja selbst deutlich gemacht hatte, dass ich auf Höflichkeitsfloskeln zwischen uns verzichten kann, wenn er schon nie zu einem klärenden Gespräch bereit war.
Er schleppt die Mitbringsel vom Wochenende zur Wohnung - er hat offensichtlich eine ganze Menge mitgebracht - einen Grill oder Racquelette (wie auch immer das geschrieben wird) auf dem Arm. Schon nach dem letzten Wochenende hatte ich seinen Wagen vollgepackt dort stehen sehen und mich gewundert. Die Bude war immer eine klassische Junggesellen-Bude, die sich nur langsam Stück für Stück etwas füllte und nie wirklich komplett eingerichtet wurde - noch nach einem halben Jahr wurde im Badezimmer gespült, weil in der Küche kein Wasserhahn angeschlossen war. Ich hätte jetzt eher das Gegenteil erwartet, dass er schon Stück für Stück wieder heim bringt, dass langsam die Zeit gekommen ist, zu der er sich hier wieder von dannen machen wollte, zurück in den Westen, zurück in die Heimat, auf zu neuen beruflichen Ufern, weil er den Chef doch so verachtete. Tja, offensichtlich nicht.
Diese Bilder und die Gedanken ziehen im Halbschlaf vorbei, der Blick auf diesen Grill, der so gar nicht in das Bild, in die Wohnung, in das Leben, das ich dort eine kurze Zeit mitbekommen habe, passt, bleibt stehen und will nicht verschwinden.
Beim nächsten Gedanken zucke ich zusammen, will ihn weg schieben, aber er steht da bombenfest, blinkt, leuchtet, schreit. Alles in mir zieht sich zusammen. Mir wird schlecht. Ich renne ins Bad. Würge. Er hat es wahr gemacht. Er hat es doch noch geschafft, sein Ziel erreicht. Eine andere vernünftige Erklärung gibt es nicht dafür.
Das müssen Hochzeitsgeschenke sein!
Montag, 28. August 2006
Murphy positiv
Das ist schon irgendwie verrückt. Da hab ich mich monatelang massiv beworben und es hagelte nur Absagen.
Grad heute noch saß ich beim Psycho wieder eine Stunde in Tränen aufgelöst, aber irgendwie auch nicht nur der Arbeitslosigkeit wegen. Wir haben intensiv darüber gesprochen, dass viel mehr dahinter steckt, dass ich noch einges an Arbeit vor mir habe. Er hat mich nochmal gebeten, mir die Zeit für die Reha wirklich zu nehmen, nicht von vorn herein auf 4 Wochen beschränkt zu sein, sondern es davon abhängig zu machen wie es läuft und wie es mir geht, dass das ganz wichtig für mich wäre da einiges zu lernen, dass meine Probleme nicht mit einem neuen Job gelöst wären, so sehr er mir den auch wünschen würde, dass ich dann auch weiter Therapie machen sollte, damit nicht in einiger Zeit alles noch viel schlimmer kommt.
Ich habe heute versucht, tief durchzuatmen, schon mal langsam von den Bewerbungsgeschichten ein wenig Abstand zu gewinnen, versucht mich auf diesen Klinikaufenthalt einzulassen, ggf auch länger als bis Ende September. Und dann klingelt heute mein Telefon und es gibt ein kurzes spontanes Job-Interview wegen einer meiner Bewerbungen. Einladung für nächste Woche nach Düsseldorf. Ich freu mich, bin aufgeregt. Aber ich habe auch Angst. Was mach ich, wenn die mich wollen und dann so schnell wie möglich? Reha abbrechen? Ich müsste da ja auch noch ne Wohnung finden und das ist dort ja nun mal nicht so leicht (und günstig) wie hier. Leichte Panik steigt auf.
Montag, 28. August 2006
Mal wieder die Bärchen sprechen lassen
Dreimal rot! Das sieht ja ganz gut aus! Sieht nach innerem Feuer aus. Nach Unternehmungslust. Nach Liebesabenteuern!
Echt? Gut? Schön, soll mir recht sein, aber bitte nicht nur kurze Abenteuer, danach ist mir gar nicht.
Aber auch zweimal Gelb. Und das gibt uns zu denken. Negatives Gelb bedeutet nämlich: Neid. Engstirnigkeit. Eifersucht. Zumindest Anflüge davon.
Nö, schon klar, ich hatte auch wirklich nichts rein positives erwartet. Wie auch?!
Nein, Sie werden nicht beherrscht von diesen Eigenschaften. Das nicht.
Ha! Haben Sie eine Ahnung!
Aber Sie spüren so eine untergründige Unruhe.
Aber holla!
Dreimal rot heisst: Sie kriegen jetzt Energie. Charme. Erotische Ausstrahlung. Bekommen Schwung genug, um jede Menge Altes wegzuräumen und Neues anzufangen.
Das klingt nicht schlecht. Wo steht der nächste Bullozer? Haben Sie die Grube schon ausgehoben? Aber was Neues eigentlich?
Das ist gut! Das ist phantastisch! Und doch besteht die leise Gefahr, dass Sie dabei übereifrig voranschreiten. Dass Sie Ihre Aufbruchsstimmung gleich wieder aufs Spiel setzen, weil Ihnen vor lauter Ehrgeiz die Lockerheit abhanden kommt. Das nämlich bedeutet zweimal Gelb. Einerseits bestehen beste Chancen, dass Sie sich etliche Wünsche erfüllen können. Und doch können Sie das womöglich nicht vollen Herzens geniessen, weil Ihnen gleich einfällt, dass andere es ja noch leichter haben.
Hm, ja, ich fühle mich schon zurück gepfiffen, bevor ich losmarschiert bin. Aber stimmt schon. Passt irgendwie. Kommt mir ja auch so vor als müsste ich ständig immer nur kämpfen und andere machen das mal eben mit links oder bekommen es gleich geschenkt.
Zweimal gelb bedeutet immer: Eine Prise Misstrauen ist dabei. Auch in der Liebe.
Hallo?!?! Ist das ein Wunder?!?! Vielleicht sogar besser so.
Da werden Sie einen Aufschwung erleben. Garantiert! Sehr gut möglich, dass Sie sich neu verlieben.
Wäre überrascht, wenn das schon ginge, aber da lass ich mich natürlich gern eines besseren überzeugen.
Oder dass Ihre alte Liebe ungeahnte Blüten treibt.
Um Himmels Willen! Nein! Oder doch! Na ja, also klar hab ich mir das lange erträumt, jede Nacht seit 14 Monaten, aber ich weiß doch auch, dass das nur Träume sind. In der Realität würde das nur das große Desaster bedeuten. Also dann doch lieber nicht.
Sie wussten noch gar nicht, wieviel Lust und tiefes Gefühl drinsteckt.
Meinerseits schon, aber wenn Sie sich mal recht erinnern wollen, dann gehören da zwei dazu. Also bitte!
Nun entdecken Sie es. Klar, das ist grossartig!
Na wie gesagt, mit der alten Liebe dann wohl doch besser nicht.
Und doch mischt sich womöglich ein kleines Sandkorn ins Getriebe, ein Körnchen Eifersucht.
Na, bei der alten Liebe wäre das ja wohl auch mehr als angebracht. Aber das hatten wir ja bereits abgehakt. Also!
Wie gesagt: Das muss nicht so kommen. Nur die Gefahr besteht. Und das wollten wir mal gesagt haben. Damit Sie der Gefahr rechtzeitig ausweichen.
He, also wer streut denn hier jetzt eigentlich Misstrauen bitteschön?!
Was Sie natürlich auch tun werden.
Na, dann spuckense mir doch nicht vorher schon mal so vorsichtshalber in die Suppe!
Um dann vollen Herzens zu geniessen. Denn Genuss, Lust, Freude: Das haben Sie verdient. Und das kriegen Sie. Versprochen. Von Ihren drei roten Bärchen.
Ok, ich werd Sie dran erinnern! Versprochen ist versprochen und wir nicht gebrochen. Und das hab ich jetzt schriftlich. Aber Sie sind kein Politiker, ja? Ich soll Sie nicht wählen oder sowas?
Gummibärchen-Orakel vom Sonntag, 27. August 2006, 23:45 Uhr
Schacke?
Wenn man nach einem Interview so angepisst ist, dass man einen Brief an die Bundeskanzlerin schreibt, der vermutlich von irgendeinem Praktikanten bearbeitet werden wird, dann kann man schon langsam sagen, dass man eine Schacke hat, oder?
Samstag, 26. August 2006
Halt - Stop - Atmen - Schauen - Überdenken
ACHTUNG! PSYCHO-CONTENT - LESEN AUF EIGENE GEFAHR!
Es ist grad so als hätt ich einen Lauf, einen negativen allerdings. Ja, das geht im Prinzip genauso wie beim positiven Lauf. Wenn es einmal läuft, dann läuft es. Dann reiht sich alles nacheinander auf. Wie Dominosteine. Dann passt alles, was daher kommt, ins Bild, verstärkt das Bild und das dazu gehörige Gefühl, das immer schlechter wird.
Es verstärkt sich selbst immer mehr und immer weiter, hält sich am Leben. Maturana und die Luhmannschen autopoietischen Systeme schießen mir durch den Kopf. Systeme nur durch Kommunikation. Ich kommuniziere kaum, oder überwiegend mit mir selbst. Ein System besteht eigentlich aus Mehreren, aber hier gibt es nur mich selbst. Einsamkeit. Ist das auch ein System?
Oder der Vergleich mit einer Schussfahrt beim Skilaufen. Ich kann nicht Skilaufen, aber so stell ich mir das vor. Es geht runter und je länger das dauert, umso mehr Schwung hat man, umso schneller und rasender wird die Fahrt bergab. Was ist, wenn man dann einfach die Stöcke in den Schnee rammt? Die Fahrt wird sicher abgebremst, aber vermutlich überschlägt man sich. Und falls man sich dabei nicht das Genick gebrochen hat, kugelt man danach halt runter, unkontrolliert. Die Schwerkraft ist stärker.
Erstaunlich ist, dass ein positiver Lauf viel einfach aus dem Tritt zu bringen ist als ein negativer. Bei ersterem reichen Kleinigkeiten, bei letzterem sind Kraftanstrengungen nötig. Ein positiver Lauf ist einer nach oben. Klar, die Schwerkraft isses.
Ich hatte so einen kleinen positiven Lauf. Im Juni/Juli war es, glaub ich. Plötzlich gab es wieder einige schöne Dinge in meinem Leben. Da waren auch mehr positive Beiträge hier im Blog. Aber ich weiß nicht, womit ich diesen positiven Lauf gestartet habe, und ebenso wenig was ihn gestoppt hat. Er war plötzlich einfach weg. Ebenso die Kraft, um ihn wieder anzuschieben.
Die WM wirds ja wohl nicht gewesen sein. *lol*
War es das Walken? Seit ich das Wochenende zu den Eltern gefahren bin, war ich nur noch einmal walken. Erst kam die Erkältung dazwischen. Dann konnte ich mich wieder nicht aufraffen, hab mich morgens kaum aus dem Bett quälen können.
Oder "Leute treffen"? Die Zeit war schon noch ein wenig turbulenter, aber auch nicht soooo viel mehr. Ich treff mich auch jetzt ab und an auf ein Gläschen mit ner Bekannten oder den Nachbarn. Oder grad vorgestern noch, Käffchen mit einem der Bloggernachbarn und seiner süßen kleinen Lady, die sich fast 3 Stunden mit Bauklötzen beschäftigt und - neben meiner Person - die Herrschaften vom Nebentisch mit einem Lächeln um den kleinen Finger gewickelt hat. ;-) War sehr schön.
Ja, es gibt die kleinen Momente, die einfach Spaß machen und entspannt sind. Trotzdem ändern sie die Grundstimmung nicht. Gibt es solche Momente bei anderen mehr und häufiger? Oder bin ich nur zu anspruchsvoll?
Es ist etwas grundsätzliches, was mir im Leben fehlt. Das hab ich unter Tränen gestern der Mutter am Telefon gestanden, als sie wieder irgendwie konkret helfen wollte, bzw. als sie wieder betonte, dass sie ja nicht helfen könne und was denn der Psycho meinen würde, ob der mir nicht helfen könne/würde. Ich war kurz davor zu sagen, dass man von dem armen Kerl ja nun auch nicht erwarten könnte, in 9 monaten zu reparieren, was zuvor in 34 Jahren versaut worden ist. Ich habs mir glücklicherweise verkniffen. Es hätte verletzt und wäre nicht gerecht und nicht fair gewesen.
Aber es ist so. Es fehlt ganz grundsätzlich etwas. Mein Leben lang habe ich immer gehofft und gewartet, dass das eigentliche Leben, das schöne Leben losgeht. Die Schule war nicht so besonders toll, bzw. ich hab es gehasst. Ich dachte, im Studium, da wird alles besser, da werd ich der Mensch, der ich sein möchte, sein kann. Da werd ich glücklich. Im Studium dann war es nicht dramatisch schlimm, aber auch irgendwie verloren und seltsam. Da wartete ich auf das wirkliche Leben, das Leben danach. Dann würde alles toll werden. Für eine kurze Zeit, zwei kurze Zeiten, vielleicht drei, war es das auch, insbesondere für einige Wochen im letzten Sommer. Da schien sich für einen klitzekleinen Moment alles zu erfüllen, beruflich und privat, und alles in einem. Da dachte ich für einen kurzen Moment, dass jetzt das Leben beginnen würde, das glückliche Leben, mein Leben.
Aber Pustekuchen. War es nicht.
Ich weiß, die meisten Leser hier werden jetzt sagen, DAS HIER ist das Leben, Dein Leben, es gibt nur das eine, mach es zu Deinem Leben, zu Deinem glücklichen Leben. Scherzkekse! ;-) Weiß ich auch! Ist ja auch wahrlich nicht so als würde ich nix dafür tun. Ich sach nur 45 Bewerbungen.
Es gibt halt nur Dinge, die liegen nicht vollständig und abschließend in meiner Hand. Ich weiß, dass ich das Eine besser aushalten könnte, wenn es wenigstens das Andere gäbe. Aber auf beides hab ich leider nur recht wenig Einfluss, oder kennt hier jemand den Zauberspruch für den "Prinzen auf dem weißen Pferd" (schnickschnack, ich mag Rappen viel lieber!)? Oder den für den Job, der ansatzweise Spaß macht, ein wenig Erfüllung bringt und von dem man dann auch leben kann?
Na egal, jetzt wird es vielleicht zu lächerlich. Ich hör lieber auf.
H
I never stray too far from the sidewalk
Because of you
I learned to play on the safe side so I don't get hurt
Because of you
I find it hard to trust not only me, but everyone around me
Because of you
I am afraid
...
I cannot cry
Because I know that's weakness in your eyes
I'm forced to fake
A smile, a laugh everyday of my life
...
...
...
You should have known better than to lean on me
You never thought of anyone else
You just saw your pain
And now I cry in the middle of the night
For the same damn thing
...
Because of you
I try my hardest just to forget everything
Because of you
I don't know how to let anyone else in
Because of you
I'm ashamed of my life because it's empty
Because of you
I am afraid
Kelly Clarkson, "Because of you"
Lockerer Pop, aber grad treffend und tränentreibend.
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