Anders

Ich hab's ja nun schon öfter gemerkt - ich ticke als Mama scheinbar irgendwie etwas anders als viele der anderen Mamas in meinen Baby-Kursen.
Anders sein oder mich so fühlen, hab ich in meinem Leben schon häufig erlebt, aber heut war's die Krönung und ich hab mich dabei ziemlich ungut und allein gefühlt.

Früher fand ich ja schon diese Mütter-Kinderwagen-Horden, die quatschend den ganzen Gehweg in Beschlag nehmen, ziemlich nervtötend. Wenn ich nun nach nem Kurs als Teil so eines Rammbock-Trupps da mit entlang schiebe, fühl ich mich reichlich seltsam und bin kreuzgenervt, wenn die Damen a) bei grün nicht zügig losgehen, so dass die letzten bei dunkelorange marschieren und alle Autos warten müssen b) bei Hindernissen nicht frühzeitig signalisieren, ob sie vor oder hinter einem "einfädeln" wollen c) sich auf dem Gehweg so benehmen als müsste sich jeder andere Mensch dort in Luft auflösen, wenn sie passieren ... aber sowas scheint absolut keine der anderen Frauen zu stören.

Bei einem dieser anschließenden Café-Besuche wollte eine der Mütter ihren KiWa mit Kind in den Schatten schieben, allerdings schrie Kind noch. Die Gäste, die im Schatten saßen, baten, dass sie ihnen doch bitte kein schreiendes Kind neben den Tisch stellen möge, weil sie sich unterhalten wollten. Die Mutter kam völlig erbost darüber zurück zu uns an den Tisch in der Sonne und alle anderen teilten ihre Entrüstung. Ich hab vorsichtshalber die Klappe gehalten und wunderte mich nur. Abgesehen davon, dass ich mein Kind nicht im Kinderwagen schreiend zehn Meter von mir entfernt abstellen würde, konnte ich die anderen Gäste gut verstehen. Ich hätte auch keine Lust auf den brüllenden KiWa neben mir, wenn die Mutter zehn Meter entfernt sitzt und LatteMacchiato (entkoffeiniert) schlürft.

Aber heut war dann der Gipfel erreicht als ich ohne Absprache einfach unter kursteilnehmende Mutter subsumiert wurde und man, ähm nein, frau für die Gruppe und somit für mich mit sprach. Einige der Mütter, insbesondere die überperfekten und völlig durchgeplanten, waren von Anfang an mit der Kursgestaltung und -leitung nicht so ganz zufrieden .... zu wenig Förderung, Erklärung ... (zu wenig pushen, damit das Kind schon mit 6 Monaten annähernd laufen kann). Ein oder zwei oder drei sind dabei, die haben das immer wieder zum Thema gemacht und fast etwas die Kursleitung gemobbt und versucht privat einen eigenen Kurs aufzuziehen und abzuwerben - soweit ist es zum Glück nicht gekommen. Letzte Woche konnte ich nicht und bei der Gelegenheit wurde wohl von einigen - den dreien - beschlossen, ihren Unmut bei der Kursleitung zu äußern .... aber nicht dass sie das nur in ihrem Namen getan hätten ... nein ... sie sprach "im Namen der Gruppe". Ich hätt kotzen können!!! Wasfür eine Frechheit da einfach so für ich zu sprechen, obwohl ich immer deutlich gesagt habe, dass ich das nicht so sehe wie sie und sehr zufrieden bin mit dem Kurs. Und dann noch die Art wie es gemacht wurde und der Zeitpunkt - der letzte Termin vor 3 Wochen Pause wegen Urlaub der Kursleitung. Würde man ein Personalgespräch, das auf Veränderung zielt, am letzten Tag vom Urlaub mit dem Mitarbeiter führen? Nein! Da ich absolut keine Lust hatte auf eine 8-Frauen-Keif-Diskussion mit 8 Babys auf kleinem Raum bei eingeschalteten Heizstrahlern hatte, hab ich schlicht meine Klappe gehalten. Aber wenn wir uns nächste Woche privat treffen, werde ich das nochmal auftischen müssen, dass ich damit so nicht einverstanden bin. Wer in meinem Namen reden will, braucht mein Einverständnis - zu Zugehörigkeit zur Truppe der Mütter in dem Kurs reicht definitiv nicht dafür aus! Und ich verfolge weiter das Prinzip: genauso wenig wie ich an Grashalmen ziehe, damit der Rasen schneller wächst, werde ich mein Kind mit zig Fördermaßnahmen drangsalieren, damit es irgendwas früher oder schneller kann! Sie wird laufen, wenn sie so weit ist! ... Mei, sollen die doch sehen, dass ihre Kinder mit 2 schon Chinesisch sprechen können! Das ist doch alles kein Wettbewerb!

... bis nächste Woche ist dann auch mein ganz akuter Ärger etwas verraucht, so dass ich hoffentlich diplomatisch sein kann ...


arboretum, 13. Sep 13
Die arme Kursleiterin kann einem in Anbetracht solcher Kampfmütter leid tun. Vielleicht haben Sie ja die Möglichkeit, ihr noch irgendwie per Mail mitzuteilen, dass Sie anderer Meinung sind.

cassandra_mmviii, 13. Sep 13
Ja, die "mein Kind wächst dreisprachig auf"-Fraktion... Chinesich mit 1 1/2 und Abi bitte mit 13.

Warten Sie mal Elternabende ab... Horrorfilmabende sind soft dagegen :-)

Ich halte mich von organsisierter Kleinstkinderförderung weitgehend fern. Babymassage war nett, aber das reicht auch.

mark793, 13. Sep 13
Ich hatte mich mit der Kleinen ja aus dem Pekip wieder ausgklinkt, was allerdings weniger an den Mamis lag als an der Krampfhenne von Kursleiterin. Aber ansonsten mussten wir was Mamis bzw. Eltern angeht immer wieder feststellen, allein die Gemeinsamkeit, dass man sich fortgepflanzt hat, bürgt für gar nichts.

Und so sehr man zu Recht den Kopf schüttelt über die hyperambitionierten Helikoptereltern, so hatte ich im Kindergarten und auch jetzt in der Grundschule oft genug mit dem anderen Ende der Skala zu tun, wo die Kurzen einfach von klein auf vorm TV und der Spielekonsole geparkt und mit Zuckerdrinke vollgepumpt werden. Auf der Suche nach Leuten, die da einen einigermaßen unverkrampften Mittelweg gehen, könnte man bisweilen echt verzweifeln.

cassandra_mmviii, 13. Sep 13
Pekip, Baby-Massage oder Mama-Kind-Yoga kann man als Pool nutzen, um mal zu gucken, wen es in der Nähe gibt, der ein Kind im paasenden Alter hat, mit dem man sich vorstellen kann, Nachmittage ohne Kopfweh, Agressionen oder anderen Unpäßlichkeiten zu verbringen. Es ist so, wie es immer ist: mit den meisten Leuten mag man nicht.

Toll war die Lehrerin, die im Versuch, Klassengemeinschaft zu stiften und Konfliktpotential zu entschärfen, vorschlug, man könnte den Klassenrüpel samt Geschwistern und Mutter doch mal einladen, dann freundet man sich an und das klappt leichter, beide Familien hätten doch 3 Kinder, das passe doch wunderbar vom Alter her, da könne doch so viel wachsen wenn man sich erstmal kennt, eine so heterogene Klasse biete ganz wunderbare Chancen.
Mein Bedürfnis, den Nachmittag mit der Mutter von Kevin, Connor und Dakota (yupp, nur ganz marginal verfremdet) zu verbringen, war noch unterentwickelter als die tigerliche Begeisterung, jemanden einzuladen, der ihn dauernd verprügelt.

Wie gesagt- man muß nicht mit jedem Elternteil befreundet sein.

ella, 13. Sep 13
Mich davon fernhalten sich irgendwie keine Lösung für mich. Ich mach die Kurse mit der Lütten sicherlich zum einen, weil es ihr scheinbar Spaß macht und zum anderen aber ganz klar auch, weil ich mir schon den KOntakt zu anderen Eltern mit Gleichaltrigen wünsche, weil wir die so gar nicht im Bekanntenkreis haben. Es ist auch nicht so, dass die alle so sind - scheint eher, dass so zwei drei die Truppe aufwiegeln.

Ja, so einen Mittelweg scheint es da bisher bei den wenigsten zu geben. Es geht schon jetzt drum, wie denn die Kleinen dies oder das "lernen" können .... mannomann, die Würmchen werden noch genug lernen müssen im leben, warum kann man sie nicht erstmal erleben lassen?! ... aber natürlich nicht vor der Glotze!

Na ja, mal schauen wie das weitergeht dort.

cassandra_mmviii, 13. Sep 13
Eltern gleichaltriger Kinder kennenzulernen ist wichtig und genau dafür sind diese Kurse gut- und wenn es nur ist, damit man weiß, wen man auf keinen Fall einladen will :-)

slyboots, 13. Sep 13
[...] c) sich auf dem Gehweg so benehmen als müsste sich jeder andere Mensch dort in Luft auflösen, wenn sie passieren ...[...]:

Eine Frau, die ihren Kinderwagen vor sich herschiebt, hat das Recht, zum Sieger von Sedan und zum Dichter des »Faust« zu sagen: "Bitte, gehen Sie mir aus dem Wege!"

Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck (1815 - 1898), preußisch-deutscher Staatsmann und 1. Reichskanzler

(c:

ella, 13. Sep 13
;-)

zwei Schlüsselwörter: EINE Frau und BITTE :-)
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