Shrinks IV

Wie lange mache ich das nun. Seit dem frühen Sommer? Ja, so etwa. Und keinen Schritt weiter.

Er sollte mir helfen, etwas loszuwerden, dass ich allein, nur aus Vernunft und Rationalität nicht geschafft habe aufzugeben, obwohl ich die ganze Zeit wusste, dass ich das lassen muss, das loslassen muss. Und nun eröffnet er mir heute, dass die ganzen verdammten Gespräche so keinen Sinn machen, dass ich das erst lassen muss, dass das Symptom erst weg muss, damit wir dann weiter arbeiten können. Wir würden auf der Stelle treten (gloreiche Erkenntnis, Herr Psycho! wäre mir gar nicht aufgefallen!).

Ja zum Henker nochmal, WIE DENN?!?!?! Willenskraft? Davon hab ich bekanntlich am wenigsten, war schon immer so und hat sich nichts dran geändert. Und wenn ich's damit allein hätte schaffen können, dann hätte ich ja gar nicht erst die Notwendigkeit gesehen, zu ihm zu kommen. WIE ALSO? Die eine Unfreiheit, den einen Käfig durch einen anderen ersetzen und damit vielleicht ein noch viel größeres Problem bekommen?

Ich hatte gedacht, wir könnten an den Ursachen arbeiten, und dann würde das Symptom quasi von selbst verschwinden, dann gäbe es keine Notwendigkeit mehr dafür, kein Bedürfnis danach.
Er hat mal gesagt, er könne mir das nicht nehmen, ohne mir etwas anderes zu geben. Das war unglaublich beruhigend, hat die Angst vor dem danach, vor dem Leben ohne gemildert und zuversichtlich gemacht. Aber jetzt bin ich wieder oder immer noch am selben Punkt wie vor Monaten schon. Nichts hat er mir gegeben, aber das eine aufgeben soll ich selbst irgendwie.

Mal hat er gemeint, das Mehr täte mir nicht gut, wäre Gift für mich, dann wieder genau zu dem Mehr geraten (was er nachher nicht als Rat oder Handlungvorschlag verstanden haben wollte - hahaha) nur in anderer Form, aber das ging nicht. Jetzt weder Mehr noch so. Da ist kein roter Faden für mich. Das ist hin und her, mal so mal so, das ist inkonsistent und unzuverlässig - womit ich gar nicht umgehen kann.

Nein, es ist keinen Deut besser geworden. Ganz im Gegenteil. Ich fühle mich zunehmend wie das letzte Wrack, abscheulich, überschreite Grenzen, die ich von einigen Monaten noch sorgsamst gewahrt hätte. Ich kann seine abrundtiefe Verachtung voll und ganz verstehen, würde umgekehrt genauso empfinden (aber anders handeln), schäme und verachte mich selbst dafür - und komme doch nicht raus aus dem teuflischen Kreis.
Wäre es nicht sein Job, mir einen Ausweg zu zeigen? Sicherlich, er kann ihn nicht für mich gehen, das muss ich schon selbst, und das weiß ich, aber wäre es nicht sein Job, Wege aufzuzeigen, statt zu sagen, den Weg musst Du erstmal selbst finden und gehen und dann können wir gemeinsam weiter gehen?

Ich weiß nicht mehr weiter.


thisbe, 02. Nov 08
Meinten Sie mit abgrundtiefer Verachtung die des Herrn Psycho?? Falls ja - wenn er Ihnen das Gefühl vermittelt, dass er Sie verachtet, wäre das - mal ganz abgesehen davon, dass die Situation, wie Sie sie schildern, eh scheiße ist - DER Grund, dort nicht mehr hinzugehen.

Also seine Ansätze sind mir absolut fremd. Ich werd mich da jetzt nur auf meine Therapeutin beziehen, alles andere kenne ich ja nicht, aber bei ihr ist es definitiv so, dass sie mir zwar andere Wege nicht aktiv aufzeigt im Sinne von: ach, machen Sie das doch in Zukunft mal so und so. ABER: sie stellt die richtigen Fragen und gibt Ihre Hinweise so versteckt, dass ich es letztendlich selbst erarbeite, und das ist auch gut so. Was Sie aber beschreiben, klingt nach jemandem, der seinen Beruf verfehlt hat! Bevor ich mich da jetzt weiter reinsteiger mal eine Frage, Sie müsse nicht antworten, wenn es Ihnen zu privat ist: welche Art von Therapie ist das?

ella, 02. Nov 08
Nein, mit seiner Verachtung meinte ich nicht den Mr. Psycho - der ist, glaub ich, wegen des Auf-der-Stelle-Tretens grad nur etwas genervt oder vielleicht auch "clueless".

Und, hm, Fragen stellt er auch, wenige aber. Vielleicht sind es für mich nur nicht die richtigen bzw. es sind eigentlich genau diejenigen, die ich mir selbst die ganzen Monate auch schon gestellt habe. Sie zielen, finde ich, auf die Rationalität. Doch die ist nicht das Problem, in der sehe ich das alles absolut genauso und klar. Nur schaffe ich es nicht danach zu handeln und zu fühlen, weil das was anderes immer wieder die Oberhand gewinnt.
Der Typ arbeitet tiefenpsychologisch - nachdem das in der alten Stadt mit der verhaltenspsycho-Schiene ja offensichtlich nicht wirklich funktioniert hat, war ich pragmatisch und wollte dieser Schiene trotz aller Vorbehalte eine Chance geben. Ob's richtig war, ich weiß es nicht.
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