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Donnerstag, 18. Mai 2006
Tiger im Käfig?
Ich bin durch die Gegend gefahren. Der feste Vorsatz mit ihm zu reden. Aber keine Gelegenheit. Raserei. Zwang. Gedanken. Fragen. Spekulationen.
Ich bin völlig kirre!
Wieder zuhaus geh ich von einem Zimmer ins andere. Küche. Endlich doch noch was essen heute. Wohnzimmer. Einfach ein wenig Fernsehen. Ablenkung. Geht nicht. Badezimmer. Augen reparieren. Oder doch einfach schlafen? Schlafzimmer. Nein, gar nicht dran zu denken. Nochmal an den Rechner; vielleicht ist ja jemand da. "Arbeitszimmer". Nein. Doch wieder Wohnzimmer. Ich könnte ja was lesen. Keine Chance, keine 5 Zeilen. Könnte ich jemanden anrufen? Nein, meinen Eltern kann ich nicht schon wieder Sorgen machen, mit meinem Bruder würde es nur Streit und Tränen geben und letztere hab ich auch so. Niemand. Doch. Wenn es soweit ist, dass ich die Nervtante freiwillig anrufe, nur um irgendwas zu tun, dann ist es verdammt weit. Nicht da. Wieder ins Arbeitszimmer an den Rechner. Doch auch hier halte ich es nicht länger als 5 Minuten aus. Gehe wieder von Zimmer zu Zimmer. Kann keine zwei Minuten irgendwo sitzen bleiben. Da ist eine innere Anspannung und Nervosität, die mich verrückt macht, aber ich kann sie in nichts kanalisieren, kann nichts damit anfangen, weiß gar nicht was ich tun soll, aber muss irgendwas tun. Ich werd wahnsinnig. Setze mich wieder an den Rechner. Schreibe einfach drauf los, weiß gar nicht so sehr was, einfach nur schreiben und schreiben und schreiben. Wie die Briefe letzte Nacht, die kein Ende nehmen wollten. Ich muss schreiben und schreiben und schreiben. Hören kann es eh niemand mehr. Verstehen auch nicht. Ich vergraule sie alle damit. Aber das ist soviel Faules in mir drin, dass raus muss, bevor es mich vollends auffrisst. Nur wohin damit. Wen interessiert das? Ich schreibe und schreibe und schreibe. Aber es bleibt immer ein Rest in mir zurück. Es kommt einfach nicht alles raus. Wie die nicht vollständige Wurzelbehandlung damals, oder ein nicht ganz ausgedrückter Pickel. Ein Rest bleibt drin und der fault weiter und vermehrt sich wieder. Bis es wieder spannt und pocht und sich anfühlt als würde ich platzen. Wie kriege ich den Rest nur raus? Wie kann ich die letzte faule Bakterie töten, den letzten Keim? Immer noch keine Ruhe, auch wenn das Zittern aufgehört hat. Und immer noch nicht leer, immer noch faul.
Was hält mich eigentlich davon ab?
Am liebsten würde ich ihn anrufen - hatte das Telefon auch schon mehrmals in der Hand - und ihm sagen:
Ich habe einige Tage über unsere Begegnung vom Montag nachdenken müssen, als Du gefragt hast, ob es mir gut geht.
Nein, es geht mir nicht gut! Ich bin vor 6 Monaten und 2 Tagen ungerecht und unfair gekündigt worden. Mir wurde der Boden unter den Füßen weg gezogen. Ich frage mich fast jeden Morgen, ob sich dieser Tag noch lohnen könnte. Sollte ich das irgendwann mal nicht mehr mit einem zumindest vagen "ja" beantworten können, wirst Du sicherlich davon erfahren und in meinem Abschied prominente Erwähnung finden.
Wie mich aber ausgerechnet derjenige, dem ich das zu verdanken habe, wie ausgerechnet Du, der mich belogen und gemobbt hat, mich rausgeworfen hat, mich fertig gemacht hat, in die schlimmste Krise meines Lebens gestürzt hat, wie ausgerechnet Du mich fragen kannst, ob es mir gut geht, ds kann ich mir nur mit einer Boshaftigkeit oder Unsensibilität erklären, die mein Vorstellungsvermögen überschreitet.
Wenn Du nicht möchtest, dass ich Dir das beim nächsten Mal in aller Öffentlichkeit sage, dann frage mich nicht mehr in der Öffentlichkeit, ob es mir gut geht. Ein Hallo reicht als Höflichkeitsfloskel.
Was hält mich eigentlich davon ab, ihn anzurufen, ihm das zu sagen?
Nur dieser komische Nebensatz vom ihrem Tisch "Machst Du das dann jetzt fertig?" und die seltsame Bemerkung vom Ex-Quasi-Kollegen, von wegen, dass ich hoffentlich bald erfolgreich sei, "vielleicht auch ohne nach Berlin ziehen zu müssen" - was ich ja gar nicht verstehen und einordnen konnte, weil ich nie was von Berlin gesagt hatte? Schau ich deshalb jeden Tag so erwartungsvoll in den Briefkasten?
Er merkt es einfach
Es ist immer wieder erstaunlich. Er merkt es einfach, spürt es irgendwie. Er ist kaum wieder von meinem Schoß runter zu kriegen, obwohl ich nur mal kurz aufs Klo muss. Ganz untypisch für ihn.
In Worten
Zum ersten Mal habe ich einen Abschied, oder besser einige Gedanken, die mir schon seit meiner Kündigung durch den Kopf gehen, in Worte gefasst. Es ist etwas anderes, wenn man das aufschreibt, als wenn es nur vage im Kopf rumgeistert. Es macht etwas Angst. Ich lege es erstmal beiseite. Wenn es die Empfänger tatsächlich jemals erreichen sollte, dann muss daran zuvor noch gefeilt werden. Noch nicht.
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