Nichts ist okay

Angestoßen durch Frau Diagonales Null musste ich einige Tage immer wieder über dieses Nichts sinnieren.
Oft genug fällt mir Nichts ein, passiert Nichts, oder eher nur dieses Nichts, das nicht blogwürdig erscheint, zu alltäglich, zu wenig intellektuell - hach, als wenn es das in diesem Blog jemals gegeben hätte ;-) - zu unlustig, zu uninteressant. Selten ist dieses Nichts wirklich nichts.

Wie gut und befreiend ein wirkliches Nichts sein kann habe ich damals überm großen Teich bei Prof. Allaback gelernt, in dem tollsten Literaturkurs, den ich in meinem Studium je mitgemacht habe. Es ging um "The Modern Short Story", aber hier wurden die Dinger nicht wie üblich auseinandergenommen und seziert. Nein, hier haben wir ein Tagebuch geschrieben über die gelesenen Stories, und das durfte alles enthalten - formale Auseinandersetzung, wachgerufene Erinnerungen, Mutmaßungen, eigene Gefühle beim Lesen, persönliche Meinungen zu Thema oder Charakteren - einzige Bedingung war, sich mit dem Text auseinander zu setzen. Zwei Sitzungen die Woche, Dienstags wurden die geschriebenen "Tagebucheinträge" abgegeben, er hat dann alles gelesen, kommentiert und am Donnerstag las er aus einigen (anonymisiert) vor, als Aufhänger für Diskussionen.
So wahnsinnig häufig hat er nicht aus meinen Texten vorgelesen, aber mein Nichts wurde zu einem "vollen Erfolg". Ewigkeiten hatte ich über "The Cask of Amontillado" gebrütet, las den Text immer und immer wieder, konnte es drehen und wenden wie ich wollte aber am Ende kam Nichts heraus. Nicht nur ein Nichts, das ich für unpräsentabel hielt, sondern ein wirkliches Nichts. Irgendwann hab ich aufgegeben und genau das aufgeschrieben "I'm sorry, but I can't say anything about 'The Cask of Amontillado'". Und just genau das hat er dann am Donnerstag vorgelesen und wir hatten eine der besten Diskussionen des Quarters in dem Kurs.

Sein Kommentar zu meinem Nichts: that's okay!

Lilypie Kids Birthday tickers