Schmerzen

Wenn man grad eh schon ganz frische Wunden hat, sollte man nicht auch noch alte Wunden, die grad vernarbt sind, aufreißen.

Auch wenn einem das Bedürfnis nach einem Gespräch mit dem Anderen gerade in dieser Situation noch so groß erscheint, nach einem ganz normalen Gespräch wohlgemerkt, sollte man es lassen, lieber der Einschätzung eines guten Freundes Glauben schenken.

So viel Ablehnung ist nicht oder kaum zu ertragen.
Es bringt nur noch mehr Schmerz und dicke Augen am Morgen.

"Der Grundriss ist weg. ... Es tropft ins Herz. Mein Kopf unmöbliert und hohl. ... Ich fühl mich unbewohnt. ..." Grönemeyer


nase, 13. Aug 05
geht was mit urlaub mal, paar wochen abschalten, weg vom fenster sein?

ella, 13. Aug 05
hm, ich BIN im urlaub - war grad ein paar tage unterwegs und hab jetzt noch zwei wochen hier - aber weg fahren ist nicht mehr drin.

... hätte in diesem fall auch nicht geholfen - bin bzw. ist schon seit fast zweieinhalb jahren weg vom fenster ...

marie__, 15. Aug 05
Mitunter ergreift einen die Wehmut, man möchte dem einen oder anderen noch dies oder das sagen, ja, gar Normalität einkehren lassen dort, wo keine Normalität mehr möglich ist. Der Wunsch ist also Vater des Gedankens sozusagen. Ich unternahm einmal den Versuch einer Klärung, dort, wo jeder mir einen Vogel zeigte, und scheiterte. Nun versuche ich die Dinge so sein zu lassen, auch wenn es mich manchmal in den Fingern juckt, die eine Nummer zu wählen oder eine andere, und zu sprechen, als sei man erwachsen - irgendwie...

kid37, 15. Aug 05
Loslassen
Ich glaube, das ist das schwerste. Dieses "Laß es", was einem andere immer predigen. Zähne raus da, lieber in was anderes verbeißen.

amiel, 15. Aug 05
Wenn Sie möchten, stelle ich Ihnen gern eins meiner Kissen zur Verfügung...;o)

ella, 15. Aug 05
Ja, loslassen ist sicherlich das schwerste Unterfangen.
Aber Marie hat es verdammt gut getroffen - dieser Wunsch zu sprechen als sein erwachsen, Normalität ...
Ich kann das nicht verstehen warum es nicht möglich ist, nach über zwei Jahren eben das mit jemandem zu erreichen, der für eine ganze Zeit der wichtigste Mensch für einen war.
Aber nein, ich werde diese Nummer nicht wieder wählen. Wenn es nach über zwei Jahren nicht möglich war, dann wird es auch nach drei oder vier oder fünf nicht möglich sein. Aber sehr traurig finde ich das dennoch.

kid37, 15. Aug 05
Kissenbeißen ist gut, Kissenschlacht ist besser ;-)

@ Ella: Solange das Alte nicht verarbeitet ist, brechen diese Narben sofort wieder auf. Solange man sich nicht sieht, kehrt man diese Konflikte passenderweise unter den Tisch - sie stören ja nicht. Vielleicht, nach zehn Jahren oder eben einer langen Zeit, ist es einem egal geworden - und man plaudert belanglos übers Wetter. Aber auch das wird einen stören. Warum belanglos mit einem plaudern, der einem mal so wichtig war?

Andererseits geben einem Kontakte auch die Möglichkeit, zu erkennen. Je mehr ich aus der Dinstanz heraus mitbekomme, um so öfter frage ich mich: Was war da eigentlich? Was hat mich ausgerechnet mit so einem Menschen verbunden? Das beschleunigt die Abnabelung ungemein, stellt einen aber auch selbst infrage.

ella, 15. Aug 05
Oh, um Belanglosigkeiten ging es nicht - höchstens vielleicht als unverfänglichen Einstieg (?) - sondern wohl vielmehr um eben diese distanzierte Betrachtung, zeitlich distanziert, da ich dachte, mich inzwischen wirklich abgenabelt zu haben von dem, was damals war.
Es ging um diese immer wiederkehrenden Muster, die ich neulich schon mal angesprochen hab. Ich selbst komme dabei nur teilweise weiter. Aus der zeitlichen Distanz heraus und mit weniger Emotionalität (das hatte ich zumindest vermutet) dachte ich, über so einiges sprechen zu können was damals war, so wie ER es wahrgenommen hatte, eine beteiligte aber andere Perspektive als die meine.

Na ja, und ein Stück weit kam das vielleicht auch durch den ebenfalls wiedererlebten körperlichen Verlust wieder hoch, von dem er aber niemals erfahren hatte.

mark793, 15. Aug 05
Die zeitliche Distanz
garantiert nicht immer für weniger Emotion. In den sieben Jahren seit der Trennung von meiner Ex dachte ich, da wär nicht mehr viel offengeblieben. Sie hatte mir irgendwann ihren neuen Partner vorgestellt, mit dem ich mich dann auch ganz gut verstand. Aber als ich wieder eine neue Partnerin gefunden hatte, hat sie es doch sehr persönlich genommen, was mich nach all der langen Zwischenzeit dann doch sehr überrascht hat.

Dass ich inzwischen verheiratet und Papi geworden bin, nimmt sie anscheinend doch ziemlich persönlich. Was ich nicht so recht verstehe, denn schließlich war das damals nichts, was sie als erstrebenswert gesehen hat. Da sie mir gegenüber komplett abgetaucht ist, habe ich auch keine Möglichkeit, ihr diesen Stachel zu ziehen. Also muss sie mit dieser vermeintlichen Niederlage wohl leben...

ella, 15. Aug 05
... hm, nur ich würde mir den ein oder anderen Stachel gern ziehen lassen, weil ich selbst nicht dran komme ...

mark793, 15. Aug 05
Nun:
"wiederkehrende Muster" bedeuten auch wiederkehrende Gelegenheiten. Den Stachel muss nicht unbedingt derjenige ziehen, der ihn reingedrückt hat. Obwohl das natürlich manches vereinfachen würde.

ella, 15. Aug 05
Oh nein!!! Bitte nicht!!! SOLCH eine Gelegenheit brauche ich wahrlich nicht nochmal - das hat schon gereicht!!!

Hoffe eher, dass der Stachel auch ohne wiederkehrende Situation raus zu ziehen ist.

Ach ja, ähm, den Stachel hat nicht er rein gedrückt, der saß schon ne ganze Weile länger - bei ihm hat er sich "nur" eitrig entzündet.

hace_1, 16. Aug 05
Gäbe es einen Weg in jene Welten, Ella, ich wüsste nicht, ob ich ihm folgen würde. Wahrscheinlich wäre es so, als würde ich das Gefühl haben, eine Grenze zu überschreiten. Ihm zu folgen im zwischenmenschlichen, in Freundschaften und auch in der Liebe ist schon ein gewagtes Spiel; um wie viel schwieriger aber erst muss er sich bei so gewaltigen Expeditionen zu "alten Wunden" gestalten?

Ich bin froh, dass es bei mir nicht mehr brennt, dass da nicht mal mehr dieser Wunsch da ist, mich mit meiner "alten Wunde" aus zu tauschen. Obwohl sie einmal mehr als alles für mich bedeutete. Unsere Zeit ist einfach lange vorbei; und was während unserer gemeinsamen Tage schon nicht funktionierte, nämlich zu kommunizieren, würde heute ebenso wenig klappen. Wahrscheinlich würden wir bloß unsere Zeit verschwenden ...

ella, 16. Aug 05
Ja, nur diese Expedition, wenn man die nicht wagt, dann wird man doch nie wissen was da geschehen ist, dann ist das Leben doch irgendwann eine einzige elende Wiederholungsschleife.

Aber Du hast Recht, kommunizieren ging auch schon bei uns damals nicht und wird es vermutlich auch zukünftig nicht.

Da bleibt nur noch die alten Wunden und Muster allein zu ergründen und auf eine Lösung zu hoffen, die sie endgültig verheilen lässt.
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